Desert Golfing: Der Weg ist das Ziel
Manchmal kann Spielen zu einer monotonen Sinnsuche werden. Desert Golfing von Captain Games ist so ein Fall. Das Ziel: Einen Golfball durch die Wüste zu schlagen, in ein Loch nach dem anderen. Die Wüste hat kein Ende. Es gibt auch keine Vorgabe, wie viele Schläge ein gutes oder ein schlechtes Ergebnis sind. Es geht immer nur weiter vorwärts, zum nächsten Loch.
Desert Golfing ist eine Aneinanderreihung von Aufs und Abs, von geraden Flächen und steilen Hügeln, tiefen Tälern und spitzen Kanten. Der Schwierigkeitsgrad der gestellten Herausforderungen variiert immer wieder. Mal erscheint ein Hindernis unüberwindbar, bis der Ball plötzlich doch wie durch ein Wunder im Loch landet. Manchmal gleichen sich aufeinander folgende Abschnitte so sehr, dass ich zweimal hinsehen muss, um sicher zu sein, dass das Spiel noch weiter geht.
Der Weg ist das Ziel, und zwar wortwörtlich. Es gibt kein absehbares letztes Loch, Weiterspielen ist reiner Selbstzweck. Gleichzeitig muss man schon ambitioniert sein, um überhaupt die ersten 100 Löcher zu überwinden. Nach 400 Leveln taucht ein Kaktus im Hintergrund auf. Ein kleiner Triumph. Eine andere Belohnung gibt es für die Fleißarbeit auch nicht.
Die Landschaft selbst erzähl eine Geschichte, aber niemand weiß, wie sie endet. Manche behaupten dass sich die Farbe der Wüste verändert, dass sie in Wirklichkeit ein Regenbogen sei. Andere sagen, dass nach dem 10000. Loch der Weg wieder zurück zum Anfang führt. Es gibt Screenshots von diesen vermeintlichen Zielen, aber was beweist das schon? Wohl eher, dass das Fehlen eines klaren Endes Fantasie und Wunschdenken beflügelt.
Where is your God now? pic.twitter.com/wFQ89fzPJq
— [ˈzoːfakɪsn̩]_txt (@sofakissen) 18. Oktober 2014
Ganze Stunden verschwinden im monotonen Spiel und der minimalistischen Landschaft, die Handbewegung wird automatisiert ausgeführt und die Gedanken schweifen ab. Sind die Aufs und Abs der Dünen eine Metapher? Sind die hin und wieder auftretenden Fehler Absicht? Warum sollte ich überhaupt alleine in der Wüste ausgerechnet Golf spielen wollen?
Desert Golfing sagt vielleicht mehr aus, als es auf den ersten Blick scheint. Aber Desert Golfing ist ein Videospiel – und Videospiele können natürlich niemals Kunst sein. Vielleicht ist es also ein sinnloses Unterfangen, eine Reihe von braunen Flächen und weißen Punkten überinterpretieren zu wollen. Wahrscheinlich ist Desert Golfing ein Witz. Ein Spiel, das sich über Spiele lustig macht. Sicher bin ich mir nur darin, dass ich kann es auf meinem Smartphone spielen kann. Es hat Grafik, macht ab und zu Geräusche und lässt sich über den Touchscreen steuern. Manchen könnte das gefallen.