Sputnik Eyes: Bescheiden bleiben

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Als ich Shelly Alon letztes Jahr auf dem Local Multiplayer Summit traf, kamen wir bei einer Mate darüber ins Gespräch, dass er selbst gerade ein Spiel entwickelt. Und das auch nur, weil er bei einem Wettbewerb zufällig ein iPad gewonnen hatte. Was er mir dann zeigte, war eine frühe Version von Partyrs. Vielleicht bin ich damit schon zu befangen, um “objektiv” über sein neues Spiel Sputnik Eyes zu schreiben, aber ich versuche es mal: Sputnik Eyes ist ein Schiebepuzzle für iOS und Android, bei dem verschiedenfarbige Roboter auf die jeweils gleichfarbige Stelle verschoben werden, ohne dass sich ihre Wege dabei kreuzen.

Sputnik Eyes ist wieder ebenso charmant illustriert wie schon Partyrs, auch wenn es den geometrisch geformten Robotern mit ihrem großen Auge im Vergleich ein wenig an der starken Persönlichkeit der Party-Gäste mangelt. Und sicher, bei dutzenden Puzzles fühlt sich zwischendurch auch mal das ein oder andere etwas beliebig an. Andere hingegen fordern dann aber wieder mein planerisches Denken heraus und lassen sich kaum per zufälligem Herumschieben lösen. Die gerade einmal zweimonatige Entwicklungszeit ist Sputnik Eyes jedenfalls nicht anzumerken. Im Gegenteil: Es ist ein Beispiel für das elegante Design, mit dem Apple seine Plattform so gerne bewirbt.

Was mich letztendlich über kleinere Kritikpunkte hinwegsehen lässt, ist die Übersichtskarte. Alle fünf oder zehn Levels verbinden diese sich auf einem Nachthimmel zu einem Sternbild, und eine bei den meisten Spielen nervige Texteinblendung informiert mich darüber, dass ich gerade eine Trophäe freigespielt habe. Deren Kommentar ist allerdings so lieb formuliert, dass ich nicht anders kann als zu lächeln. Die Freude am Weltraum und dessen Erkundung versprüht diesen naiven Optimismus, den ein verträumter Blick in den Nachthimmel hervorrufen kann.

Und diese etwas naive, verträumte Einstellung vertritt auch Alon selbst. Mit der Veröffentlichung von Sputnik Eyes für Android werden alle weiteren Einnahmen zugunsten von Flüchtlingen gespendet. “Wir können hier in Europa vergleichsweise gut Leben, weil wir ignorieren, was anderswo in der Welt passiert – obwohl es auch unsere Mitschuld ist” schreibt er in seinem Post-Mortem. “Deshalb sollen Leute von meiner Arbeit profitieren, die es nötiger haben. Ich habe genug mit Sputnik Eyes verdient.” Es ist eine ebenso bescheidene Geste, wie auch die Danksagung auf der Presseseite des Spiels. Vielleicht bin ich wirklich nicht ganz objektiv, denn ich habe mir Sputnik Eyes gerade ein zweites mal gekauft. Und ich freue mich darauf, auf dem nächsten A MAZE Festival eine Mate mit Shelly zu trinken und über sein nächstes Spiel zu reden.