Space Age: Try Again

spaceage-1

Schon der Titelbildschirm von Space Age kann dafür sorgen, sich sofort zu verlieben. Es reicht, diese pixelige fliegende Untertasse zu sehen und die Titelmusik zu hören und schon bin ich gedanklich mitten goldenen Zeitalter des Science-Fiction-Trash, bei Ed Wood und Mystery Science Theater 3000. Da hört es nicht auf: Schon die erste Tonfolge nach dem Start jagt mir eine wohlige Gänsehaut über den Rücken. Irgendwo zwischen dem naiven Optimismus von “Raumschiff Enterprise” und dem selbstironischen Humor von “Zurück in die Zukunft” setzt Space Age seine Stimmung an. Und nur all zu gern würde ich mit dem überschwänglichen Lob weitermachen, aber von hier an bekommt meine Euphorie einen Dämpfer.

spaceage-3

Ich bin ein namenloser Private, Teil der bemannten Mission nach Kepler-16 und finde mich inmitten der lilafarbenen Wälder des Planeten wieder. Voller Spannung darauf, was sich in die Flora und Fauna für Abenteuer bereit halten laufe ich los und lande unvermittelt in einem Dialog mit einem Teammitglied. Mein Ziel ist es dem Pfad nach Norden zu folgen. Aber weil Entdecker entdecken wollen mache ich einen Abstecher, lande jedoch schnell an den Grenzen des kleinen Levels, wo der nächste Dialog folgt. Und so ähnlich bleibt es. Space Age ist ziemlich dialoglastig. All zu oft und zu lang wird das Spiel durch neue Textzeilen unterbrochen. Statt die ebenso fremde wie vertraute Welt einzubeziehen, verlässt sich die Erzählung vor allem darauf.

Wenn das Spiel mich dann einmal selbst spielen lässt, ist es meistens nur für einen kurzen Moment. Mal muss ich in Rätseln Objekte kombinieren, mich an Aliens vorbeischleichen oder mich mit mehreren Soldaten gleichzeitig gegen heranstürmende Feinde wehren. Ein bisschen Adventure, ein bisschen Echtzeitstrategie, ein bisschen Erkundung… Space Age leidet vor allem unter zu vielen Ideen. Vielleicht machen die Spielmechaniken für sich genommen Spaß, aber auf die Art wie sie zwischen den Fortschritt der Story eingeklemmt sind, hat keine einziges von ihnen genug Raum für sich selbst. Die einzelnen Teile passen nicht richtig zusammen und wirken losgelöst vom Vorrankommen der Story. Sie stehen sogar eher der Geschichte im Weg, als sie mitzugestalten.

spaceage-5

Das alles wäre nicht so frustrierend, wenn Space Age durch die hakelige Steuerung nicht auch unnötig schwer wäre. Mission failed, try again. Wieder den Dialog abwarten. Wieder in die falsche Ecke laufen. Und wieder mit einem Schuss von einem Feind erledigt werden. Simogo beschreibt ihr erzählerisches The Sailor’s Dream als “challange free experience” – das wäre für Space Age nicht das richtige gewesen. Aber es wirkt, als hätte das Team selbst keine der Mechaniken gut genug gefunden, um das ganze Spiel zu tragen und so sind sie eine Herausforderung, die der Erfahrung schaden. Dabei zeigt das letzte Level sogar, wie gut Space Age als Ganzes funktionieren machen kann, wenn es eben nur genügend Raum dafür bekommt.

spaceage-4

All das zu sagen fällt mir schwer, denn Space Age ist ein liebevolles, kleines Spiel. Die Grafik weckt ein warmes Gefühl der Nostalgie, der Soundtrack von Cabel Sasser trägt noch mehr als die Grafik zur Atmosphäre bei und die Geschichte ist eine herrlich optimistische Liebeserklärung an das Abenteuer. Deshalb versuchte ich immer wieder, es doch noch zu mögen. Ich suchte online nach Lösungshilfen, als ich zum dutzendsten mal scheiterte und nahm das iPad doch noch einmal in die Hand, um doch noch zum Ende der Geschichte zu gelangen. Vielleicht sagt ja genau das auch schon mehr darüber aus, wie viel Gutes in Space Age steckt. Vielleicht ist es zu sehr versteckt. Aber vielleicht sehe ich einfach den Wald vor lila Bäumen nicht.