Indiegame: Wizorb

Wizorb

Das Bild des Magiers ist spätestens seit Tolkien fest in unsere Gehirne eingebrannt: weiße Bärte und Kapuzenroben in Überlänge, mächtige Stäbe, mit denen Feuerbälle und Windstürme erschaffen und in ganze Generationen von Feinden gejagt werden. Ist das nicht genug? Wie wär’s, wenn der alte Herr seinen allermächtigsten Zauber auspackt und sich zusätzlich in einen goldenen Schläger verwandelt, um mit einer Kristallkugel gierig Geld aus bunten Blöcken zu ballern?

Wizorb ist erstens eine halbkreative Wortneuschöpfung aus Wizard und Orb und zweitens eine etwas obskurere Version des 35 Jahre älteren Breakout. Zur klassischen Mechanik des Atari-Originals, bei dem mit dem Paddel bunte Kästchen am oberen Bildschirmrand zerstört werden, kommt eine würzige Mischung aus RPG-Elementen wie Zaubersprüchen, Inventar und sogar einer Manaleiste hinzu. Achja, und was wäre ein echtes Rollenspiel ohne Bewohner in Not, denen geholfen werden will?

Die Bevölkerung des einst so friedlichen Gorudo ist nämlich nicht in bester Laune, als dummerweise eine dunkle Bedrohung ganze Städte dem Erdboden gleichmacht und das Land mit feindseligen Kreaturen und bunt gefärbten Hindernissen überschwemmt. Häuser müssen wieder aufgebaut und Goblinkiefer gebrochen werden -– und weil der exzentrische Magier Cyrus gerade vor Ort ist, liegt es an ihm, die Erde vor dem Untergang zu bewahren.

Schwebt der Bärtige gerade nicht als glänzender Stock auf dem Bildschirm herum, kann er vom Spieler in persona durch die Stadt und über die Karte gesteuert werden. Im Dialog mit den Katastrophenopfern händigen diese im Tausch gegen Goldmünzen, die in den fünf Welten mit über 60 Levels erbeutet werden, nützliche Items und Upgrades aus. Magiesaft fürs Auffüllen der Manaleiste, Extralben, ein Schutzwall am unteren Aus des Feldes und Schlüssel für Kisten (mit NOCH mehr Gegenständen) helfen beim stellenweise hektischen Pixel-Squash. Was einem nicht dankbar überreicht wird, kann gegen Bares käuflich erworben oder in Bonusrunden aus Seifenblasen erbeutet werden.

Zum Arsenal des Helden gehören, von seinem Transformer-Körper abgesehen, einige Zauber wie Feuerbälle, die Fähigkeit, das titelgebende Wizorb per Windkraft zu lenken oder es in ein manövrierbares Wesen zu verwandeln, das mich stark an meine allerliebste Arscho-Fee erinnert.

Cyrus Bezwingt man alle 12 Stufen der jeweiligen Welten, ist ein Bosskampf an der Reihe, der neben musikalischer Abwechslung zum etwas monoton Zelda-artigen Chiptune-Soundtrack einen satten Bonus an Gold verspricht. Reagiert man beim parallelen Steuern mit Maus und Tastatur (Maus fürs Paddel, J und K für die Zauber – beides einzeln ist ebenfalls möglich, fühlt sich aber seltsam an) zu langsam und verliert alle Leben, gibt es drei weitere Continues oder die Möglichkeit, mit leeren Händen in die Stadt oder aber an den Anfang der Welt zurückzukehren.

Wizorb gelingt genau das, an dem viele neuere Arcade-Spiele scheitern — nämlich altbewährten Spielprinzipen einen erfrischenden Twist zu verpassen. Den hilfsbedürftigen Bewohnern sämtliche Ersparnisse zu vermachen ist dabei willkommene Abwechslung, rein praktisch gesehen aber nichts weiter als ausgeschmücktes Anhäufen virtueller Besitztümer. Das ist okay, denn umso spaßiger ist der Einsatz von Magie, bei dem zusätzlich zum Treffen des Orbs (und glaubt mir, allein damit habe ich so meine Schwierigkeiten) aufs zielgenaue Schießen geachtet werden muss.

Grafisch ist Wizorb einwandfrei — nicht nur was das Befriedigen unseres allgegenwärtigen Nostalgiebedürfnisses betrifft. Animationen von Paul Robertson, der uns schon Scott Pilgrim und den 12-minütigen Wahnsinn Pirate Baby’s Cabana Battle Street Fight bescherte, sowie die wunderbare Zelda-Atmosphäre schmücken das Ganze so hübsch aus, dass ich Tribute Games Hartgeld durch meinen Bildschirm zuwerfen möchte.

Wizorb ist seit September als Xbox Live Indie Game für 240 Points und seit dem 7. November ebenfalls für PC erhältlich. Den Download gibt’s entweder hier bei Desura für 2,49 europäische oder hier bei Gamersgate für 2,99 amerikanische Goldmünzen.

Portierungen für Mac und Linux sind laut Entwickler bereits in Arbeit.

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